Nach dem schweren Unfall von Jules Bianchi (Marussia) beim Grand Prix von Japan wird fleißig über Konsequenzen diskutiert. Dabei ist in den ersten Stunden nach so einem Unfall häufig nicht alles richtig, was geschrieben und berichtet wird. Trotzdem muss die Formel 1 aus meiner Sicht prüfen, was künftig anders gemacht werden muss.
Auslöser für den schweren Unfall von Jules Bianchi war der Dreher von Adrian Sutil (Sauber-Ferrari) in einer Kurve, die nach Meinung von Adrian Sutil eine der schwierigsten im Regen von Suzuka zu diesem Zeitpunkt war.
Die Rennleitung entschied, das Auto von Adrian Sutil ohne Einsatz des Safety-cars zu bergen. Sportlich gesehen wollte man zu diesem Zeitpunkt möglicher Weise den Einsatz des Safety-cars verhindern. In Hockenheim gab es dieses Jahr eine ähnliche Situation, bei der ebenfalls der Sauber-Ferrari von Adrian Sutil gefährlich auf der Start- und Zielgeraden stand und schließlich ohne Einsatz des Safety-cars geborgen wurde.
Hier muss aus meiner Sicht in Zukunft im Zweifel für die Sicherheit der Fahrer und für den Einsatz des Safety-cars entschieden werden.
Die Forderung nach einem generellen Safety-car-Einsatz bei jedem gestrandeten Fahrzeug ist allerdings aus meiner Sicht übertrieben, da es Situationen gibt, wo Fahrzeuge z. B. sehr einfach „von Hand“ von den Streckenposten in einen Notausgang geschoben werden können – was nicht heißt, dass man nicht noch andere Konsequenzen aus dem Unfall ziehen sollte. Aber dazu gleich mehr.
Denn: Ich bin der Meinung, dass es in der Königsklasse andere Möglichkeiten geben muss, um an der Unfallstelle die Autos einzubremsen als das Safety-car herauszuholen. Z. B. könnte man bei gelben Flaggen generell ein Tempolimit wie in der Boxengasse einführen. Oder die Autos von außen einbremsen. Hier gab es vor einigen Jahren schon einmal Versuche. Es ist an der Zeit (hoffentlich nicht zu spät für Jules Bianchi), sich diesen noch einmal mit Nachdruck zu widmen.
Dann gibt es noch Vermutungen, dass die Lichtverhältnisse schon zu schlecht waren. Da Adrian Sutil zum Zeitpunkt des Unfalls hinter Jules Bianchi auf der Strecke lag, war Jules Bianchi bei seinem Unfall noch nicht an der Unfallstelle vorbeigekommen. Es muss daher geprüft werden, wie gut die Flaggen sichtbar waren und ob es überhaupt noch hell genug war.
Gleichzeitig finde ich, dass das Verlangsamen der Fahrer bei gelben Flaggen in den letzten Jahren aus meiner Sicht viel gering stattgefunden hat. Da wurde von der Rennleitung akzeptiert, dass die Fahrer im betroffenen Sektor einige Zehntelsekunden langsamer waren als in der vorangegangenen Runde. Möglich daher, dass Jules Bianchi die Flaggen durchaus gesehen hat, aber eben nicht ausreichen verlangsamt hat. Gerade bei nassen Bedingungen muss aus meiner Sicht deutlich mehr verlangsamt werden.
Aber noch einmal zurück zum Wetter: Die FIA muss sich auch die Frage stellen, ob man auf Grund der Wettervorhersage nicht das Rennen hätte vorverlegen müssen.
Dann ist da noch die Sache mit dem Hubschrauber, der Jules Bianchi, wie es heißt, aus medizinischen Gründen nicht in das Krankenhaus geflogen hat. Ich hoffe sehr für die Rennleitung, dass dies korrekt ist. Denn hätte der Hubschrauber wetterbedingt an der Rennstrecke nicht starten oder am Krankenhaus nicht landen können, hätte das Rennen schon längst abgebrochen werden müssen.
Ich erinnere mich, dass vor einigen Jahren in Austin auch nicht gefahren wurde. Und da ging es nicht um die Wetterlage an der Strecke, sondern um die beim Krankenhaus, wo zu dem Zeitpunkt dichter Nebel herrschte.
Und dann ist da noch die Informationspolitik der FIA: Offenbar hat man die Fahrer direkt nach dem Rennen über einen sehr ernsten Unfall informiert. Diesen oder die Unfallstelle aber gar nicht zu zeigen, fördert aus meiner Sicht nur (unnötige) Spekulationen. Dass keine verletzten Fahrer oder die Bergung gezeigt wird, ist richtig, aber ganz ohne Bilder war es heute lange völlig unklar, warum Medical-car und auch der Abbruch des Rennens erfolgte.
Nun gilt es aber erstmal, Jules Bianchi die Daumen zu drücken, dass er schnell und vollständig genesen wird. Die FIA wird den Unfall mit Sicherheit untersuchen und Konsequenzen daraus ziehen.
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